Pauli

Pauli
Pauli,
 
1) Fritz Eduard, schweizerischer Maler und Grafiker, * Bern 7. 5. 1891, ✝ Cavigliano (Kanton Tessin) 10. 9. 1968; entwickelte, von Symbolismus und Expressionismus ausgehend, seinen eigenen Stil. Bis 1926 widmete er sich besonders der Grafik (v. a. große Radierungen). Wie in seinem späteren malerischen Werk steht der bedrohte, verfolgte, nach Erlösung strebende Mensch im Mittelpunkt (Fresken im Antonierhaus, Bern, 1939-45; im Rathaus, ebenda, 1953-56).
 
 2) Georg, schwedischer Maler, * Jönköping 2. 7. 1855, ✝ Tullinge (heute zu Botkyrka) 28. 11. 1935; studierte in Rom und Paris; in Frankreich von der Freilichtmalerei beeinflusst, ließ er sich später, besonders in seinen Wandbildern, auch vom Kubismus anregen (Dramatisches Theater, Stockholm; Gymnasium, Jönköping).
 
 3) Johannes, Prediger, * im Elsass oder bei Freiburg im Breisgau um 1450, ✝ Thann wohl nach 1520; wirkte 1479-1519 als Prediger und Lesemeister in Franziskanerklöstern; gab Predigten J. Geilers von Kaysersberg heraus. Sein Schwankbuch »Schimpf (= Scherz) uñ Ernst« (1522) enthält volkstümliche Erzählungen aus der Predigtliteratur und aus schriftlicher und mündlicher Überlieferung.
 
Ausgaben: Schimpf und Ernst, herausgegeben von J. Bolte, 2 Bände (1924, Nachdruck 1972).
 
 4) Richard, Psychologe, * Ingelheim am Rhein 12. 5. 1886, ✝ München 22. 3. 1951; ab 1920 Professor in München; Vertreter der klassischen experimentellen Psychologie; entwickelte ein psychodiagnostisches Verfahren (Pauli-Test) zur Beurteilung der psychischen Leistungsfähigkeit (Konzentration, Ausdauer): intervallmäßig gegliederter Dauerrechenversuch (eine Stunde), dessen Ergebnis in einer »Arbeitskurve« dargestellt wird; von W. K. Arnold weiterentwickelt.
 
 5) Wolfgang, schweizerisch-amerikanischer Physiker österreichischer Herkunft, * Wien 25. 4. 1900, ✝ Zürich 15. 12. 1958; Schüler A. Sommerfelds, bei dem er W. Heisenberg kennen lernte; schrieb schon im fünften Semester eine Zusammenfassung der Relativitätstheorie für die »Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaft«; zog 1921 mit seiner Dissertation die Gültigkeit der bisherigen Quantentheorie (Bohr-Sommerfeld-Atommodell) erstmals ernsthaft in Zweifel. Seine Diskussionen mit Heisenberg, M. Born und N. Bohr trugen wesentlich zur Ausbildung der Matrizenmechanik bei. Anfang 1926 wandte er die neue Theorie erfolgreich auf das Wasserstoffatom an. Bereits 1924 hatte Pauli das Ausschließungsprinzip (Pauli-Prinzip) entdeckt, wofür er 1945 den Nobelpreis für Physik erhielt (verliehen 1946). Ebenfalls 1924 forderte er zur Erklärung der Hyperfeinstruktur die Existenz eines Kernspins. 1927 stellte er Feldgleichungen für das Elektron auf, die den Spin in nichtrelativistischer Form berücksichtigten.
 
Pauli war 1926-28 Professor in Hamburg, ab 1928 an der ETH Zürich. 1930 stellte er die später experimentell bestätigte Neutrinohypothese auf, 1940-45 beschäftigte er sich in den USA besonders mit der Mesonentheorie. 1946 kehrte er nach Zürich zurück, wo er v. a. über Quantenfeldtheorie und Teilchenphysik arbeitete. - Pauli hat die moderne Physik und ihren Denkstil entscheidend geprägt. Mit seiner tief greifenden Analyse der erkenntnistheoretischen Voraussetzungen dieser Wissenschaft und seiner Kritik jeder Unklarheit galt er als das »Gewissen der Physik«.
 
Werke: Relativitätstheorie (1921); Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik (1946).
 
Ausgaben: Collected scientific papers, herausgegeben von R. Kronig u. a., 2 Bände 1964); Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u. a., herausgegeben von A. Hermann und K. Meyenn, 2 Bände (1979-85).

Universal-Lexikon. 2012.

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